B/F - Böckermann/Flüggen Beachvolleyball | Traum von Olympia längst ein reales Ziel
34674
single,single-post,postid-34674,single-format-standard,ajax_updown,page_not_loaded,,vertical_menu_enabled,qode-title-hidden,qode-theme-ver-6.0,wpb-js-composer js-comp-ver-4.3.4,vc_responsive

24 Nov Traum von Olympia längst ein reales Ziel

Oldenburger Markus Böckermann spielt herausragende Saison – Bestes deutsches Team.

Mit Partner Lars Flüggen ist Böckermann in der Weltspitze angekommen. Das Duo arbeitet mit Hochdruck für den Traum von Rio 2016.
OLDENBURG Normalerweise brennen Markus Böckermann die Beine, wenn er auf den Sandplätzen rund um den Globus zum Hechtsprung ansetzt. Derzeit raucht bei dem Beachvolleyballer aber nur der Kopf, denn für den 29-Jährigen stehen nicht Baggern, Pritschen oder Schmettern im Zentrum, sondern der „Aufbau eines Kennzahlensystems für Ersatzteillogistik“. Das ist der Titel der Masterarbeit, die Böckermann an der Technischen Universität Hamburg/Harburg im Studiengang Internationales Wirtschaftsingenieurwesen verfasst. „95 Seiten sind es schon. Ich hoffe, ich kann die Arbeit bald abgeben“, sagt Böckermann.

Seit zehn Tagen hat sich der Alltag des in Hundsmühlen (Kreis Oldenburg) aufgewachsenen Hochleistungssportlers grundlegend verändert. In Doha (Katar) hatte das letzte Turnier einer „extrem kräftezehrenden Saison“ stattgefunden – und diese endete natürlich mit einem Sieg. Im Wüstenstaat krönten Böckermann und sein Hamburger Partner Lars Függen eine herausragende Saison, in der das Duo zum konstantesten deutschen Beachvolleyball-Team und einem ernstzunehmenden Olympia-Anwärter geworden ist.

„Zum Saisonstart war Rio 2016 einfach nur ein Traum. Inzwischen ist das zu einem realistischen Ziel geworden“, sagt Böckermann und betont, dass er sehr stolz auf die erste gemeinsame Saison mit Flüggen sei: „Wir hatten auch eine schwere Zeit und haben diese zusammen gemeistert.“

Im April hatten Böckermann/Flüggen erstmals auf sich aufmerksam gemacht. Bei ihrem ersten gemeinsamen Grand-Slam-Turnier im chinesischen Fuzhou fuhren die beiden Athleten des Clubs an der Alster (Hamburg) sensationell den Turniersieg ein. Was folgte, war die „schwere Zeit“, wie Böckermann sie nennt: „Ich hatte ständig Probleme mit meinem Knie. Eine Verknöcherung an der Patellasehne. Wochenlang lief es nicht rund und wir haben keine guten Ergebnisse eingefahren.“

Diese Beschwerden hat der 29-Jährige dank ausgiebiger physiotherapeutischer Behandlungen längst überwunden – und mit der steigenden Fitness des gebürtigen Hamburgers, der mit drei Jahren mit seinen Eltern nach Hundsmühlen zog und erst im Alter von 14 Jahren beim Hundsmühler TV mit dem Volleyballspielen begann, kehrten auch die Erfolge zurück. Platz fünf in Long Beach (USA), Zweiter bei den olympischen Vortests in Rio de Janeiro („Mein einprägsamstes Erlebnis“) und in Xiamen (China), Vierter in Puerto Vallarta (Mexiko) und eben Erster in Doha – Böckermann/Flüggen sind in der Weltspitze angekommen.

„Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Böckermann mit Blick auf Olympia 2016. Um in Rio dabei zu sein, müssen er und Flüggen zum einen zu den zwei besten deutschen Duos gehören – was derzeit der Fall ist. Zum anderen müssen sie sich über ein Ranking-System des Weltverbandes qualifizieren. In dieses fließen alle Ergebnisse bei den Turnieren ein, ein Platz unter den besten 16 würde reichen. „Dort stehen wir aktuell auf Rang elf. Am 13. Juni 2016 ist Stichtag, dann zählen die zwölf besten Turnier-Ergebnisse für das Ranking. Das heißt, wir müssen richtig Gas geben und punkten“, erklärt Böckermann. Das zweitbeste deutsche Paar, Jonathan Erdmann und Kay Matusik, steht auf dem 21. Platz. „Sie haben weniger Turniere als wir bisher gespielt. Ich denke, wir befinden uns auf Augenhöhe“, sagt Böckermann.

Der Traum von Rio – er hat Böckermann so richtig gepackt. „Ich denke, das ist das Allergrößte für einen Sportler, bei Olympia dabei zu sein“, sagt der 1,98-Meter-Riese, der seine Stärken aufgrund der Körpergröße im Block am Netz und im Angriff hat. Um diesen Traum zu verwirklichen, werden Böckermann und Flüggen weiter um die Welt reisen. „Von den Städten sehen wir leider nicht viel“, sagt der 29-Jährige.

Dass er derzeit trotz der Spielpause mit seiner Masterarbeit viel um die Ohren hat, macht ihm nichts aus. Die Ablenkung sei gut für den Kopf. Mit der körperlichen Ruhe ist es aber auch bald wieder vorbei. Ende dieser Woche starten Böckermann/Flüggen ins Aufbautraining, am 10. Dezember geht es für elf Tage in ein Trainingslager in Ägypten, ehe Weihnachten bei den Eltern in Hundsmühlen gefeiert wird. „Eigentlich hasse ich ja dieses ständige Kofferpacken“, sagt Böckermann lachend – für Rio 2016 würde er sein Gepäck aber sicherlich mit einem Strahlen im Gesicht zusammenstellen.