10 Jun Lars Flüggen und Markus Böckermann sind für Olympia qualifiziert
Die beiden Hamburger konnten sich bei ihrem Heimturnier ihren Traum erfüllen. “Mir kommen andauernd wieder die Tränen hoch”, sagt Lars Flüggen.
Ein harter Weg geht in Hamburg zu Ende
Lars Flüggen springt Markus Böckermann in die Arme, reißt ihn zu Boden und trommelt begeistert auf dessen Brust herum. Die beiden Beach-Volleyballer hatten sich gerade für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro qualifiziert. 21:17 21:18 gewannen sie gegen ihre nationalen Konkurrenten Kay Matysik und Jonathan Erdmann. „Dass die Veranstalter das Turnier nach Hamburg geholt haben und wir das hier Zuhause perfekt machen konnten, ist einfach unglaublich, mir kommen andauernd die Tränen wieder hoch“, sagt Flüggen.
Unmenschlicher Druck
Vor dem Spiel war die Anspannung bei beiden Teams riesig. Zuvor hatten die Mexikaner Virgen/Ontiveros mehr als deutlich gegen Vitor Felipe/Àlvaro Filho aus Brasilien gewonnen (21:9, 21:16). Dadurch war klar: Wer das deutsche Duell gewinnt, ist sicher für Olympia qualifiziert, der Verlierer muss warten, bangen und hoffen, dass die Mexikaner in der nächsten Runde gegen die Letten Plavins/Regza verlieren (15 Uhr). Gewinnen die Mexikaner, qualifizieren sie sich selbst für die Olympischen Spiele und das hintere deutsche Team rutscht aus der Rangliste. „Das hat den Druck, der ohnehin schon bei 200 Prozent lag, noch einmal ordentlich erhöht“, sagt Böckermann. „Es wäre schon schöner gewesen, wenn wir beide sicher weiter gewesen wären“, ergänzt Flüggen.
Der Druck war beiden Duos deutlich anzumerken, allerdings gelang es Böckermann/Flüggen ein bisschen besser, damit umzugehen. „Erst hatten wir eine Taktik, die aber überhaupt nicht aufgegangen ist, dann haben wir alles über den Haufen geworfen und es hat geklappt“, verrät Flüggen.
Anspannung auch bei den Zuschauern
Vor den verhaltenen Zuschauern in der Arena am Rothenbaum, die ob der Dramatik kaum wagten, ein Team deutlicher anzufeuern als das andere, überzeugten Böckermann/Flüggen immer wieder durch starke Abwehraktionen und geschickte Angriffe. Erdmann/Matysik hingegen wirkten teilweise indisponiert, zwei Bälle fielen einfach zu Boden. „Es ist egal, ob wir schlecht gespielt haben“, sagt Kay Matysik. „Es ist einfach schade, dass wir uns zwei Jahre den Arsch aufgerissen haben und hier vorgeführt werden.“ Gemeint war die Partie zwischen Mexiko und Brasilien, die für den äußeren Betrachter doch ungewöhnlich deutlich zugunsten der Mexikaner ausging. „Ich würde das so nicht formulieren wollen“, sagt Flüggen. „Es gibt eben Gegner, die liegen einem und andere nicht.“ Noch gibt es ja die Chance, dass Virgen/Ontiveros im Achtelfinale ausscheiden, dann können auch Erdmann/Matysik jubeln – und wenn das nicht passiert, gibt es immer noch den Continental Cup, hier können acht weitere Nationen sich einen Platz erkämpfen.
Von Außenseitern zu Olympioniken
Bitter für die deutschen Duos ist vor allem, dass es zu dieser dramatischen und knappen Situation aller Voraussicht nach ohne die Verletzungen von Flüggen und Matysik nicht gekommen wäre. Beide mussten einige Turniere auslassen, immer wieder zwischen der eigenen Gesundheit und dem sportlichem Traum abwägen. „Beim Grand Slam in Moskau hat sich dann auch Markus das Knie verdreht, das kam auch noch hinzu“, erzählt Flüggen. Schon vor einem Jahr hatte auch Böckermann mit einer Knieverletzung zu kämpfen – da hatte neu formierte Duo noch kaum jemand auf dem Schirm. Erst in dieser Saison wurden Böckermann/Flüggen zum Nationalteam benannt. „Niemand hatte uns auf dem Zettel und wir haben uns am Anfang auch selber als Außenseiter dargestellt“, sagt Flüggen.
Nun sind sie vorerst das einzige deutsche Männerteam, das in Rio starten darf. Jetzt drücken Böckermann/Flüggen ihren Kollegen für Platz zwei die Daumen und versuchen, sich auch für sich auf ihren eigenen weiteren Turnierverlauf zu konzentrieren.