24 Aug Mit den Gedanken woanders
Markus Böckermann trumpft mit seinem Interimspartner Lorenz Schümann bei den World Tour Finals in seiner Wahl-Heimat Hamburg auf. Und ist dennoch mit den Gedanken oft ganz woanders: Die kreisen weniger um sein Spiel, sondern eher um den Umstand, dass seine hochschwangere Freundin jederzeit das gemeinsame Kind erwartet.
Errechneter Geburtstermin ist heute
Ein bisschen wie im Theater. So hat es sich für Markus Böckermann angefühlt, als er sein erstes Spiel bei den World Tour Finals im Beach-Volleyball in Hamburg spielte. Gestern Abend war das, mit seinem Interimspartners Lorenz Schümann an der Seite hatte er das kanadische Duo Ben Saxton und Chaim Schalk im Flutlicht der Rothenbaum-Arena geschlagen. Und Böckermann gestand hinterher, dass er „sehr, sehr nervös gewesen“ sei. Doch das hatte wenig mit dem Spiel zu tun, sondern mit dem Umstand, dass seine hochschwangere Freundin jederzeit das gemeinsame Kind erwartet.
Geht es nach dem Geburtstermin, den die Ärzte üblicherweise errechnen, soll Markus Böckermann heute Vater eines Sohnes werden. Heute, wenn er mit Schümann erneut bei den Hamburg Finals in der Abendsession antritt. Gegen 21 Uhr geht es für Böckermann/Schümann gegen die frisch gebackenen Europameister Paolo Nicolai und Daniele Lupo aus Italien. Dann werden die an der Dachkonstruktion angebrachten Scheinwerfer den Center Court wieder in ein weißes Licht tauchen, zwischen den Ballwechseln sollen die beinahe nervös zuckenden bunten Leuchten eine Partystimmung erzeugen.
„Mit den Gedanken ganz woanders“
Für die Athleten, die es gewohnt sind, tagsüber in der Sonne ihrem Beruf nachzugehen, eine ungewöhnliche Atmosphäre. Für den Hamburger Böckermann wie im Theater, weil man durch die vielen Lampen als Hauptakteur auf dem Platz die Zuschauer nicht sieht – und Böckermann nicht seine Freundin. „Das war für das Spiel aber auch vielleicht ganz gut“, sagte der Blockspieler hinterher. „Man ist natürlich mit Gedanken teils woanders. Ein stückweit kann das aber auch helfen, wenn man in Drucksituationen mal rausgerissen wird aus seinen Gedanken.“
Gegen Kanada merkte man ihm und Schümann eine gewisse Leichtigkeit an, schließlich haben die als Interimsduo wenig zu verspielen. Im Tiebreak führte es deutlich, dann aber bekam Schümann Probleme im Angriff und den Ball nicht mehr auf den Boden des Gegners. Man merkte, wie Böckermann die Rolle des Führungsspielers übernahm, Ruhe ausstrahlte und schließlich mit einem cleveren zweiten Ball eine Drucksituation löste. „Ich habe versucht, so cool zu bleiben, wie es geht, und Ruhe auszustrahlen. Lorenz hat in den ganz wichtigen Punkten mutige Schläge gemacht, da kann ich nur den Hut ziehen“, sagte Böckermann.
Ein Sieg und das Viertelfinale wäre sicher
Da die Italiener ebenfalls gegen Kanada gewonnen haben, geht es in dem Duell am Abend um den Gruppensieg: Böckermann/Schümann stehen sicher in der K.o.-Runde, mit einem weiteren Sieg aber würden sie die erste K.o.-Runde über- und damit direkt ins Viertelfinale springen. Es wäre ein Spiel weniger, in das Böckermann nervös reingehen müsste. Sein Fahrrad stehe im Übrigen jederzeit abfahrbereit, erzählte er noch. Abfahrbereit, um aus dem Theater in einen neuen Lebensabschnitt zu fahren, dass Böckermann neben dem Beach-Volleyball erwartet.